FINANZBERICHT
ERLÄUTERUNG DER GESCHÄFTSLAGE
UNGÜNSTIGE KONSTELLATION
Die Begeisterung für die neuen erneuerbaren Energien und die zunehmende Elektrifizierung der Gesellschaft wirkten sich positiv auf die verschiedenen Geschäftsbereiche der Gruppe aus, die allesamt ein erfreuliches Umsatzwachstum verzeichneten.
Das Geschäftsjahr 2022 stand jedoch im Zeichen einer aussergewöhnlichen Konstellation: ausgeprägte Trockenheit während eines Grossteils des Jahres und rekordhohe Preise am äusserst volatilen Energiemarkt. Aufgrund der mageren Wasserzuflüsse produzierten die von der Gruppe betriebenen Kraftwerke deutlich weniger Strom. Die fehlenden Strommengen mussten am Markt zu sehr hohen Preisen eingekauft werden.
RENTABILITÄT UNTER DRUCK
Dank der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Gruppe konnte der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 18% auf 923 MCHF gesteigert werden. Dieses kräftige Wachstum beinhaltet allerdings einen Einmaleffekt, der sich aus der bilanzwirksamen Erfassung der regulatorischen Deckungsdifferenz Energie in Höhe von 66 MCHF ergibt. Als Verteilnetzbetreiberin hält sich Groupe E an die gesetzlichen Vorgaben und die Weisungen der ElCom zur zulässigen Rentabilität am regulierten Markt. Danach kann bei einer Kostenunterdeckung der fehlende Betrag nachgefordert bzw. muss im Falle einer Überdeckung der zu viel in Rechnung gestellte Betrag den Kunden zurückerstattet werden. Die Deckungsdifferenzen müssen neu im Geschäftsjahr erfasst werden, in dem sie aufgetreten sind. Die Daten des Vorjahres wurden entsprechend bereinigt.
Im Jahr 2022 hatte die extreme Trockenheit einen spektakulären Anstieg des Beschaffungsaufwands um über 100 MCHF zur Folge. Die anderen Posten des Betriebsaufwands blieben unter Kontrolle, ihr Wachstum steht in Einklang mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit.
Während das Betriebsergebnis (EBIT) weiterhin unter starkem Druck stand und um 49% zurückging, leistete der Anteil am Ergebnis der nach der Equity-Methode ausgewiesenen EOS Holding im Gegensatz zum Vorjahr (Beitrag von minus 14 MCHF) einen positiven Beitrag in Höhe von 15 MCHF. Im Jahr 2022 wurde mit einem Reingewinn von 38,5 MCHF schlussendlich ein vergleichbares Ergebnis erzielt wie im Vorjahr.
ROBUSTE BILANZ
Die Ereignisse des abgelaufenen Jahres zeigen, dass sich die Gruppe auch bei Gegenwind zu behaupten vermag. Ihre solide Bilanz weist per Ende 2022 eine um 7,8% höhere Bilanzsumme von 2852 MCHF aus, die zu 72% durch Eigenmittel finanziert wird.
ERSTMALIGE ANLEIHEEMISSION EIN VOLLER ERFOLG
Trotz der schwierigen Marktverhältnisse setzt die Gruppe ihre Anstrengungen für die Energiewende fort. In diesem Zusammenhang legte sie eine erste Obligationenanleihe in zwei Tranchen für einen Gesamtbetrag von 220 MCHF auf. Diese Anleihe, die der Finanzierung des Investititionsprogramms von Groupe E dient, ist an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die Liberierung erfolgte am 30. September 2022.
Als Folge dieser neuen Finanzierung hat sich das Verschuldungsprofil der Gruppe stark verändert. Während Ende 2021 die Liquidität die Finanzverbindlichkeiten überstieg, besteht per 31. Dezember 2022 eine Nettoverschuldung von 107 MCHF.
Die Turbulenzen am Energiemarkt erschwerten das Liquiditätsmanagement und führten 2022 zu einem jähen Rückgang des betrieblichen Cashflows.
Mässiger Rückgang der Dividende
PERSPEKTIVEN
Angesichts der massiv gestiegenen Kosten für die Energiebeschaffung hat Groupe E per 1. Januar 2023 eine Erhöhung ihrer Stromtarife bekanntgegeben.
Noch nie in der jüngeren Geschichte waren die Perspektiven in der Energiebranche mit so viel Unsicherheit behaftet. Die Gefahr von Stromknappheit im kommenden Winter ist reell und könnte erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis der Gruppe haben, während die Handlungsmöglichkeiten begrenzt sind. In diesem turbulenten Marktumfeld bleibt die Gruppe somit möglichen Einflüssen ausgesetzt, die signifikante Auswirkungen auf das Jahresergebnis 2023 haben könnten.